Arbeiterwege zur Fabrik

Zu Fuß zur Arbeit und zurück

Die Waechtersbacher Keramik hatte schon hunderte MitarbeiterInnen, bevor das Auto überhaupt erfunden war. Aus den umliegenden Dörfern sind jeden Morgen Frauen, Männer und Kinder kilometerweit zu Fuß in die Fabrik gelaufen, ob es regnete oder schneite, dunkel war oder hell. Und natürlich mit Gepäck.

Ab hier folgt der Wanderweg Brachttaler Steingut-Panorama dem ehemaligen Arbeiterweg in das Dorf Streitberg. Zeitweise hatte die Waechtersbacher Keramik bis zu 700 MitarbeiterInnen, die natürlich nicht alle in Schlierbach wohnten. Auf den Höhenzügen rund um das Brachttal liegen zahlreiche Dörfer, deren Bauern die Landwirtschaft ganz oder teilweise aufgaben und stattdessen in die Fabrik arbeiten gingen.

Die MitarbeiterInnen machen sich nach Feierabend auf den Weg nach Hause. Die Werksuhr am Verwaltungsgebäude steht auf 18.00 Uhr. Deutlich sind die Schienen zu erkennen.
Die MitarbeiterInnen machen sich nach Feierabend auf den Weg nach Hause. Die Werksuhr am Verwaltungsgebäude steht auf 18.00 Uhr. Deutlich sind die Schienen zu erkennen.
Die SDAJ (Sozialistische deutsche Arbeiterjugend) vor dem Pfarrhaus in Hellstein. Um 1920.
Die SDAJ (Sozialistische deutsche Arbeiterjugend) vor dem Pfarrhaus in Hellstein. Um 1920.

Was wir heute in unserer Freizeit erwandern, war tägliche Pflicht.

Durch die Industrialisierung hat sich die Landschaft verändert: Streitberg liegt ca. 200 Meter höher als die Fabrik. Den Höhenunterschied haben die ArbeiterInnen auf diesem Fußweg bewältigt. Als das Auto Hauptverkehrsmittel wurde, war der Weg zu steil und die Straße mit der langgezogenen Serpentinenkurve musste gebaut werden.

Abbildung der Fabrik aus der Preisliste von 1862. Ganz rechts ist ein Ringofen zu sehen, in dem die Keramiken gebrannt wurden.
Abbildung der Fabrik aus der Preisliste von 1862. Ganz rechts ist ein Ringofen zu sehen, in dem die Keramiken gebrannt wurden.

Literatur

100 Jahre Waechtersbach. Bamberg, 1932
Museums und Geschichtsverein Brachttal: Wächtersbacher Steingut. Die ersten Jahre. Brachttal, 2020